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MENTAL GAME AM BERG

Mentale Stärke am Berg - wie wir unser Mindset beim Tourengehen richtig einsetzen

Profisportler trainieren es, hippe Fitnessstudios bieten nicht nur Trainingssessions für deinen Körper an, sondern auch für den Geist. 

Das Mindset wird als eine der Säulen des Trainings für Profisportler bezeichnet. Was können wir Freizeitsportler von den Techniken der Profis abschauen und brauchen wir das überhaupt? Wir haben Nicola Thost ein paar Fragen zu dem Thema in Bezug auf Snowboarden und Splitboard Touren gestellt.


Nicola Thost hat 1998 in Nagano olympisches Gold in der Halfpipe gewonnen.

 

2015 ist Nicola dann zur Freeride World Tour gewechselt und hat das "Verbier X-treme" gewonnen.

Verschiedene Camps zur Nachwuchsförderung wurden von Nicola organisiert und betreut.

Nicola ist Mental Coach von Halfpife Fahrern des deutschen Verbands.

 

Mit THE PATH bringt Nicola mit Naturerlebnissen, Bewegung und individuellem Coaching ihre Kunden zu mehr Lebensqualität, Erfolg und Zufriedenheit.


Ihr kennt alle die Situation, ihr wollt gerne ein Abenteuer starten, aber irgendwas hindert euch daran den letzten Schritt zu machen.  Dein Kopf fährt Karussel:

 

Was ist wenn ich nicht gut genug Snowboard fahren kann?

Alle anderen haben bestimmt schon mehrere Touren gemacht und sind Profis.

Da bin ich doch nur ein peinliches Anhängsel.

Splitboarden, es schaut immer so cool aus, aber schaffe auch ich das?

 

Auch für die alten Hasen und erfahrenen Tourengeher haben die Berge immer wieder neue Herausforderungen parat: Wetterumschwünge, neue Routen, steilere und schwierigere Auf- und Abstiege.

Aber ist es nicht genau der Nervenkitzel der uns diese Dinge immer und immer wieder machen lässt? Trotzdem kann es immer vorkommen, dass unser Kopf uns einen Streich spielt.


"Jemand der sich einredet, er schafft das nicht, es ist zu gefährlich oder der Schnee ist nicht gut genug, wird auch genau diese Erfahrung machen. " - Nicola Thost


Profisportler bezeichnen das Mindset zum Teil als Muskel den sie, so wie alle anderen Muskeln auch, regelmäßig trainieren müssen. Wie wichtig ist es überhaupt, dass man sich im Freizeitsport auf das Thema Mindset konzentriert?

Nicola: Mindset bedeutet „what we SET our MIND to“. Es macht einen großen Unterschied im Leben allgemein, welche Gedanken wir kultivieren und worauf unser Fokus liegt. 

Gleich ob ich einen Berg erklimmen möchte oder einen tollen Powderhang sicher und voller Freude geniessen möchte; hilfreich ist, mit welcher Einstellung ich das tue und was mein Ziel ist.

Jemand der sich einredet, er schafft das nicht, es ist zu gefährlich oder der Schnee ist nicht gut genug, wird auch genau diese Erfahrung machen. 

 

Wenn ich mich hingegen vorab darin übe, mir das Gefühl und Ergebnis dieser Erfahrung genau so vorzustellen, wie ich es mir wünsche, dann verändert das meine Wahrnehmung und die Art und Weise meines Handelns. Kein Mensch wird voller Freude, Energie und Zuversicht sprühen, wenn er nur negative Gedanken mit sich rumträgt.

 

 

 

 

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Ich hab mich zu einem Splitboardcamp angemeldet, wie sollte ich mich Mental auf ein Wochenende voller Herausforderungen am Berg vorbereiten?

Nicola: Wir können uns an einem Erlebnis sogar drei mal erfreuen, wenn wir möchten:

Als Vorfreude, als intensives Erlebnis währenddessen und als Erinnerung. 

Die wichtigste mentale Vorbereitung ist Bewusstsein schaffen, Klarheit über meine  Intention & Zielsetzung können folgende Fragen geben: 

 

 

 

 

Warum habe ich mich angemeldet? 

was will ich erleben? 

Wie ist bekannt / unbekannt? 

Was will ich lernen? 

Worauf freue ich mich am meisten?

Welche Herausforderungen können auftreten?

Was habe ich selbst in der Hand, wo ist es hilfreich flexibel zu bleiben?

Wie würde ein optimales Verlauf des Camps aussehen? 

Mit welchem Gefühl möchte ich wieder nach Hause fahren? 

 

Auch Nervosität vor Neuem oder Ungewohntem ist Teil der Vorfreude.

Ein wohltuendes Gefühl von Sicherheit, dass diese Nervosität nicht in Angst umschlägt, können wir vorab schaffen z.B. mit Vorbereitung der Ausrüstung, Kennenlernen der Umgebung (Berge Region, Wetterlage, Schneebedingungen), Informationen zu Touren: Umfang, Bilder, Videos und Erfahrungsaustausch mit Guides oder anderen Teilnehmern. 

  

Welche Taktiken helfen dann während einer Tour? Wie schaff ich es mein Stresslevel möglichst niedrig zu halten während ich komplett aus meiner Comfort Zone gehen muss?

Nicola: Auch hier gilt, wie in der Vorbereitung: what we focus on grows. 

Konzentrieren darauf, was bekannt ist, was Freude bereitet hilft immer. Wenn es schon vorher Bedigungen gibt, die mich unwohl fühlen lassen, wie z.B. Gesundheit, Wetter oder Equipment - den Campleitern vorab mitteilen, dass sie dich unterstützen können.

Wenn ich merke, dass ich an Grenzen stoße - innehalten, tief durchatmen, das Tempo rausnehmen. Mit der inneren Stimme verbinden. Wie geht es mir gerade? Was „stresst mich“? Was würde mir jetzt helfen, wieder in meine Kraft, Freude und Zuversicht zu kommen? - Oft sind es kleine Dinge, die wir vergessen: etwas trinken, essen, Tempo rausnehmen, erinnern, an das was ich mir vorgenommen habe, den Guide oder Teilnehmer um Hilfe fragen.


"One turn at a time (...) Enjoy the ride" - Nicola Thost


Wir haben den Aufstieg geschafft, der Abfahrtsmodus beginnt. Angeschnallt in der Bindung merke ich, dass das jetzt die schwierigste und steilste Abfahrt wird, die ich je gefahren bin. Wie schaffe ich es mich jetzt voll auf die Fahrt zu fokussieren und mich nicht von meinen Gedanken ablenken zu lassen?

Nicola: Ich habe 2017 den Verbier Xtreme am Bec de Rosse gewonnen. Das ist eines der prestigeträchtigsten Faces auf der World Tour, mit so genannten „no fall zones“ d.h. wenn man dort stürzt ist man ziemlich sicher tot.

 

Gewonnen habe ich dort nicht, weil ich besonders gut bin, wenn es lebensgefährlich wird. Im Gegenteil, das hemmt meine Leistung eher. Auch nicht, weil ich soviel Übung hatte in dieser Art von terrain. Im Gegenteil - ich bin zu 95% gutmütiges Gelände mit wenig Felsen und gut einsehbaren sicheren Hängen gewohnt.

 

Warum ich gewonnen habe?

Weil ich wie nie zuvor meinen gesamten Fokus auf zwei Dinge gerichtet habe:

1. One turn at a time - alles was ich tun muss ist einen sicheren Frontsideturn und einen sicheren Backsideturn machen. Genau das, was ich mein ganzes Leben geübt habe - genau das worin ich richtig gut bin.

2. Enjoy the ride - Freude entspannt, macht sicher und bringt uns in Kontakt mit unserer Intuition. Wenn wir der Intuition folgen, treffen wir gute Entscheidungen. Fokus auf Freude führt uns zu mehr Freude.

 


"Finde heraus, welche Dinge dich morgens aus dem Bett springen lassen, was dir am meisten Freude ins Leben bringt. Wenn du dir etwas aus ganzem Herzen wünscht, wirst du immer Wege dorthin finden." - Nicola Thost



Hast du einen abschließenden Tipp den du uns Freizeitsportlern mit auf den Weg geben kannst? Wie können wir unseren Muskel Mindset trainieren?

Nicola: Es geht mehr um das große Ganze, um die Art, wie wir unser Leben leben wollen, als um einen Trainingsplan. Pläne für ein isoliertes Ziel bedürfen Willenskraft und Disziplin. Das verpufft in genau den Zeiten, wo es am wichtigsten wäre - nämlich dann, wenn keine Energie oder Motivation mehr da ist.

 

Mein Geheimtip ist ein Perspektivenwechsel: 

Was wünsche ich mir von ganzem Herzen? 

Womit verbringe ich meine Zeit am liebsten?

Wo vergesse ich meine Zeit? 

Wie wäre es, wenn es richtig gut wäre? 

 

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Nicola, die ohne zu Zögern uns Einblicke ihre Welt des Mentalcoaching gegeben hat.

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